"Der Tod eines jeden Glücks ist der Vergleich." Gilt auch für Führungskräfte.

Stephanie Wagner - Führungskräfte Coach
May 24, 2023


Schluss mit der Vergleicheritis, raus aus der Vergleichsfalle!

„Der Tod eines jeden Glücks ist der Vergleich.“

165 Stufen. Die grinsen mich jeden Morgen auf meiner Laufrunde aufmunternd an: Ein beliebter Fitnessparcours für einige unfassbar fitte Menschen. Die kommen angejoggt und rennen in unvermindertem (!) Tempo bis ganz nach oben, manche sogar zwei Stufen auf einmal. Super-Cracks hüpfen imSchluss-Sprung oder auf einem Bein: Dann natürlich 2x, denn das andere Bein möchte ja auch. 😉

Zwei Frauen treffen sich hier jeden Morgen und gehen ca. 30x (ich habe mal gefragt) flott und ohne Pause rauf und runter und unterhaltensich dabei völlig entspannt.

Und dann ich.

Das 1. Mal bin ich diese „Tschällentsch“im Sommer 2021 angegangen:

Ganz. Langsam. Einen schweren Bierkutscher-Schrittnach dem anderen, vornübergebeugt, Zwangspause auf jedem Absatz, bloß nicht nach oben gucken (OMG, das schaffe ich nie!), sondern den Blick immer nur die nächsten drei, vier Stufen richten. Irgendwann oben ankommen und sich die erste halbe Minute ein Sauerstoffzelt herbeiwünschen.

Weil: Meine Hardware ist nicht ganz in Ordnung. Vor 10 Jahren hat eine Lungenentzündung sämtlichen Antibiotika wochenlang eine lange Nase gedreht; ich habe in dieser Zeit so viel gehustet, dass es für zwei Lebenreicht, und es ist bis heute keine gute Idee, meine Puls- bzw. Atemfrequenz abrupt hochzujagen.

Zurück zur Treppe. Stand heute:

Ich schaffe inzwischen 5x rauf und runter, einigermaßen zügig, auf den Fußballen, gerade Körperhaltung (➡ Schwung aus den Oberschenkeln holen), Kopf hoch, ohne Pause. Das ist natürlich nichts im Vergleich zu den anderen: Die toben ja immer noch im Laufschritt an mir vorbei.

Macht es jetzt Sinn, mich mit denen zu vergleichen?

Nein: Dann wären meine aktuellen 5x ja direkt mickrig. Und das sind sie nicht.

Auf dieser Treppe bin ich nämlich mein eigener Maßstab, ich vergleiche mich nur mit mir selbst. Damit, wie ich diese 165 Stufen das erste Mal völlig außer Atem hochgeächzt bin.


Jetzt bleibe ich beim jeweils letzten Mal rauf immer einen Moment oben stehen, freu mich über den weiten Blick auf die Elbe und feiere mich ein bisschen.

Als Führungskraft ist das "competitive sein" möglicherweise Teil deines Berufsalltags.

Und ja, natürlich kann es auch Spaß machen, sich mit anderen zu messen. Wenn der Vergleich dich weiterbringt, dich inspiriert, wenn er dir hilft, Klarheit darüber zu bekommen, wo du stehst: Umso besser.

Aber aufpassen:

Die Verlockung, dem ständigen Vergleichen zu erliegen, lauert nämlich überall: Auf LinkedIn und in Teammeetings, im Austausch mit Kolleg:innen, auf Instagram, im Fitness-Studio und auf Familienfeiern. Wirklich überall!

Und dahinter wartet lähmender Perfektionismus, nie endende Unzufriedenheit und das ewige Gefühl „Es ist nie gut genug.“

Die Kirschen im Nachbars Garten sehen zwar auf den 1. Blick super aus, aber vielleicht schmecken sie nach gar nichts oder sind gespritzt. Und das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist ja eventuell gar nicht wirklich grüner, sondern einfach bloß Kunstrasen.

Denk doch mal dran, wenn du das nächste Mal eine Treppe siehst: „Der Tod eines jeden Glücks ist der Vergleich.“ Macht jedes Mal ein kleines Stück mehr stolz, zufrieden und gelassen.  

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