Nein sagen lernen: Ohne schlechtes Gewissen

"Nein sagen lernen."
Die Bank auf dem Foto steht um die Ecke von meinem Büro in Hamburg-Winterhude, und jedes Mal, wenn ich dran vorbeikomme, denke ich: Nee, das ist nicht das Problem, denn:
"Nein." ist ein vollständiger Satz.
Er braucht im Bedarfsfall weder eine Entschuldigung noch eine Rechtfertigung.Nein zu sagen, müssen wir nicht lernen, das ist im Prinzip ganz einfach. Wetten? 😉
Lernen müssen wir, mit der Reaktion umzugehen. Es ist ja in den seltensten Fällen so, dass unser Gegenüber dann sagt, "Achso, du übst gerade, dich abzugrenzen, das finde ich total gut, du."
Stattdessen ist die andere Person eventuell enttäuscht, verärgert, beleidigt, findet das "jetzt aber echt nicht nett" oder uns sogar richtig blöd und reagiert mit Unverständnis oder Ablehnung - vor allem, wenn sie es von uns anders gewohnt ist.
DAS gilt es auszuhalten.
Das ist übrigens so ähnlich, wie wenn Leute sich derzeit beklagen, man könne ja überhaupt nichts mehr sagen - doch, du kannst alles sagen, du musst nur damit rechnen, Gegenwind zu bekommen.
Warum fällt es uns so schwer, Nein zu sagen?
Oft sind es ein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle, und häufig spielen Ängste eine Rolle, zum Beispiel
* Angst vor Ablehnung
* die Befürchtung, als herzlos oder egoistisch zu gelten
* die Angst, etwas zu verpassen (indem wir zum Beispiel doch zum Afterwork mitgehen, ob wir eigentlich nur noch nach Hause wollen)
Und das ist total verständlich, denn Hilfsbereitschaft hat ja zurecht einen großen Stellenwert, und Zugehörigkeit ist für uns existenziell.
Deshalb ist der 1. Schritt:
Mach dich nicht dafür runter, dass dir das Nein sagen schwerfällt.
Im Coaching kommen wir den Gründen auf die Spur. Und ganz gleich, ob Ängste, Schuldgefühle oder ein schlechtes Gewissen die Ursache sind: Im Coaching wird nichts davon bewertet, und schon gar nicht negativ.
Stattdessen finden wir heraus, was dabei in dir vorgeht: Mit einem freundlichen, nachsichtigen und wohlwollenden Blick auf dich selbst. Und dann entwickeln wir gemeinsam bekömmliche Schritte, wie du das ändern kannst.
Du kannst das Setzen von Grenzen aber jetzt einfach schon mal üben, und zwar am besten mit nichts Wichtigem (z. B, an der Käsetheke auf die Frage, ob's noch etwas mehr sein darf oder im Restaurant, wenn der Kellner dir noch ein Glas Wein schmackhaft machen will).
Wenn du also das nächste Mal Nein sagen möchtest:
Hol tief Luft, atme aus - und dann sag es. "Nein." Ganz ruhig und freundlich. Falls sich das für dich zu brüsk anfühlt, füg noch hinzu: "Möchte ich nicht." Und anschließend halte die Pause aus, die dann vermutlich entstehen wird und guck dein Gegenüber dabei an.
Wichtig: Mach mit der Stimme einen Punkt dahinter.
Also nicht "N-nein...?" oder "Nein, okeee?" Sondern wirklich: "Nein." Und dann verkneif dir jegliche Rechtfertigung ("Nein, weil..."). Die etwas abgemilderte Variante ist "Nö." Bleib freundlich, aber klar. Und standhaft.
Warte nicht darauf, dass dein Gegenüber dir Absolution erteilt. Und dann, auch ganz wichtig: Geh raus und feiere dich ein bisschen.😊
Neugierig?