Warum ich gut durch die Corona-Zeit komme - und was du davon hast.
Krise? Neustart? Kenne ich.
Eine Kundin hat vor kurzem ein Jahrescoaching bei mir gebucht, und das bescherte mir einen Flashback: Mit dieser Dame hat es nämlich etwas Besonderes auf sich.
April 2013. Es ist 8.30 Uhr, Auftakt beim "Women's Business Day" im schicken Hamburger "Empire Riverside Hotel". Um mich herum ca. 300 Business-Frauen: Etabliert, erfolgreich und gut vernetzt.Ich dagegen bin seit vier Tagen (!) selbständig.
Das ist die allererste Netzwerkveranstaltung meines Lebens, und von den 300 Frauen kenne ich eine.
Auf meinen druckfrischen Visitenkarten steht Stephanie Wagner - Projektehaus. Was das genau ist? Tja - weiß ich auch noch nicht. Irgendwas mit Kommunikation, Marketing und Vertrieb, mal gucken.
Wie bin ich bloß hier gelandet?
Wir erinnern uns:
Ein paar Monate vorher, im Sommer 2012, hatte ich nach anderthalbjähriger, krankheitsbedingter Pause beschlossen, nicht in meinen sicheren, gut bezahlten Angestelltenjob zurückzugehen.
"Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber ich weiß, dass es anders werden muss, damit es besser werden kann."
Dieses Zitat von Georg Friedrich Lichtenberg hat mich damals durch die nicht gerade leichte Entscheidungsphase getragen.
Ich habe damals nämlich beschlossen, alle Zähler auf Null zu stellen: Total reset
.Habe (tatsächlich sehr schweren Herzens) mein geliebtes Zuhause mit seinem wunderschönem Garten aufgegeben, meine Tochter nach bestandenem Abi für ihr Au-pair-Jahr in den Flieger nach Madrid gesetzt, mein Leben in Kisten verpackt, meine Heimatstadt Verden verlassen und einen Neustart in meiner Herzensstadt Hamburg gewagt:
Allein und ohne Plan, ohne Kontakte, geschweige denn Kunden oder Freunde und auch ohne konkrete Vorstellung, was ich beruflich als Nächstes mache. Ich hatte also keine Ahnung, was in vier Wochen, in sechs Monaten, in zwei Jahren sein würde.
Ich dachte einfach:
Das wird schon irgendwie gut werden. Spoiler: Es wurde. 😉
Aus der Zeit stammt dieses Foto, aufgenommen für meine erste Website: Mit Ringelshirt und eingefrorenem Shooting-Lächeln (jaa, bei "gestellten" Fotos verkrampfe ich zuverlässig. Eine echte Herausforderung für FotografInnen.)
Nun bin ich also im April 2013 auf dieser ganztägigen Veranstaltung in diesem mega-schicken Hotel mit diesen ganzen krass souveränen und erfolgreichen Frauen, lausche Podiumsdiskussionen und Vorträgen mit großartigen Referentinnen und weiß genau:
Gleich ist Mittagspause. Und dann ist am Buffet und an den vielen Stehtischen Netzwerken angesagt, und dann wird Dich zum allerersten Mal jemand fragen, "Und was machen Sie beruflich?" und HILFE - WAS SAGST DU DANN BLOSS?
Die erste Frau, die mir diese Frage stellt, ist eine Steuerberaterin mit einer großen Kanzlei im Hamburger Westen. Ich weiß nicht mehr, was ich geantwortet habe, aber offensichtlich habe mich damals gut geschlagen:
Heute ist sie eine Lieblingskundin, und wir haben seitdem mehrfach miteinander gearbeitet.
Und jetzt hat sie ein Jahrescoaching gebucht.
Ich begleite sie, wie auch andere Kunden, ab jetzt für zwölf Monate: Als Sparringspartnerin, mit vierteljährlichen Strategietagen in schönen Locations und telefonischer Rücksprache, so oft sie mich braucht.
Stellen wir also fest: Aus dem unspezifischen "Projektehaus-Dings" von 2013, dem Neustart ins Ungewisse, wurde im Laufe von sieben Jahren:
Stephanie Wagner, Coaching für Führungskräfte in Hamburg.
Und das waren sieben seeehr aufregende Jahre! Alles zwischen Sackgasse, Umleitung und Überholspur.
Übrigens: "In einer Sackgasse gelandet" heißt nicht "Endstation, gescheitert, Fehlentscheidung, alles falsch gemacht". Oder ergibst du dich etwa seufzend in dein Schicksal, wenn du mit Auto oder Rad unerwartet in eine Sackgasse gefahren bist, und bleibst da dann auf ewig sitzen?
Nee - du wendest und orientierst dich neu.
Also, neues (Achtung, Bullshit-Bingo) Framing:
Abzweigung ausprobiert, für nicht geeignet befunden, neuen Weg gegangen, fertig. Umwege erhöhen nämlich die Ortskenntnis (Wir erinnern uns: Sprache formt Gedanken und Realitäten.)
Warum ist das jetzt gerade wichtig?
Weil genau diese Beweglichkeit im Denken und Handeln jetzt in Zeiten von Corona erforderlich ist.
Wenn wir uns darauf einlassen, vermessen und zeichnen wir unsere Landkarte neu. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder Dinge zum ersten Mal gemacht und permanent dazugelernt:
Fachlich und persönlich, über das Leben im Allgemeinen, über mich im Besonderen, über die eigenen Stärken, die Lust am Tun als Motor - und vor allem über die Kraft der Gedanken.
Was hilft uns jetzt, gelassen und zuversichtlich zu bleiben? Wie behalten wir einen klaren Kopf, können weiterhin auf unseren Instinkt zählen und behalten auch in wilden Zeiten den Glauben an uns selbst?
Alles auf Anfang:
Ich weiß also, wie das ist, erstmal alles loszulassen - auch das, was einem ans Herz gewachsen ist, wofür man gearbeitet und sich eingesetzt hat: Lebensumstände, Besitztümer und anderes, das bisher fester Bestandteil unseres Lebens war.
Ich weiß, wie es ist, die Reset-Taste zu drücken, in die Ungewissheit zu gehen und sich neu auszurichten. Und ich habe gelernt, was in solchen Zeiten einen Werkzeugkoffer gehört, was uns stark macht und was eher hinderlich ist - im Tun und auch im Denken
All diese Erfahrungen kann ich heute in die Arbeit mit meinen Coachees einbringen, und sie profitieren jetzt ganz besonders davon. Denn wir erleben gerade alle eine Zeit, in der wir nicht wissen, was in sechs Wochen, drei Monaten und zwei Jahren sein wird.
Übrigens - nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht:
Auch bei mir ist der Umsatz im März und April zurückgegangen. Team-Workshops und diverse richtig coole Speaker-Jobs fielen ins Wasser. Ein Beispiel für Letzteres:
Am 21. März hätte ich eigentlich auf einem Zahnärzte-Kongress mit zwei halbstündigen Vorträgen vor rund 1.200 (!) Menschen auf der Bühne gestanden (für ein echt schickes Honorar). Tja.
Angebote, sich Sorgen zu machen, gab es in dieser Zeit genug.
Aber ich habe mich geweigert, die zu kaufen.
Es ist doch so: Wenn du auf der Autobahn in der Baustelle feststellst, dass der LKW, den du gerade überholst, rüberzieht, darf dein Herz gern schneller klopfen, weil deine inneren Warnsysteme zu Recht anschlagen.
Das muss es auch, damit du “hellwach” bist. Aber dann fokussierst du dich ja auch nicht auf den LKW, sondern auf die verbleibende Lücke. Richtig? Und ich habe gelernt, mich auf die Lücke zu konzentrieren: Dahinter geht's nämlich weiter. 😉
Was wäre, wenn sich jetzt ganz neue Möglichkeiten auftun?
In dieser Zeit steckt nämlich auch jede Menge Potenzial. Das ist eine gute Gelegenheit, den eigenen Mut- und Neugiermuskel zu trainieren und Neues auszuprobieren:
Auf Sicht fliegen ist ungewohnt, aber es fördert richtig gute Sachen zutage. Versprochen. Ich lade dich ein, trau dich!
Man steigt nie zwei Mal in denselben Fluss. Sagt Heraklit - hat er recht.
Um das, was uns wichtig ist, kämpfen: Ja. Aber es bringt nichts, das Altvertraute krampfhaft festhalten zu wollen - das macht uns unbeweglich und starr und bringt uns nicht weiter.
Also: Nach der ersten Schockphase als Nächstes die Situation mit ihren neuen Gegebenheiten akzeptieren. Das macht den Blick, den Kopf und den Weg frei für Neues. Und dann öffnen sich ungeahnte Türen.
Es wird nicht mehr so sein wie vorher - aber es wird gut. 💚
Neugierig?